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Bedeutende Ausstellung auf dem Campus eröffnet
Was Muhammad Ali für den Boxsport bedeutet oder Pele für den Fußball, das ist Emanuel Lasker für den Schachsport. Unglaubliche 27 Jahre lang verteidigte er seinen Titel als Weltmeister im Schach – eine Leistung die vor ihm und nach ihm nie wieder jemand geschafft hat. Nicht nur darum gilt Lasker in Fachkreisen als der beste Schachspieler aller Zeiten. Aus dem Gedächtnis ist der Deutsche jedoch nahezu verschwunden. Warum? Weil er Jude war. Auf das Schicksal von Emanuel Lasker sowie weiterer Sportler macht die Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“ ab sofort auf dem Campus aufmerksam.
Die Ausstellung des Zentrums deutscher Sportgeschichte war erstmals 2015 anlässlich der Maccabi Games in Berlin aufgestellt worden. Mit Hilfe großformatiger skulpturaler Präsentationen werden jüdische Sportler gewürdigt, die während der NS-Zeit verfolgt wurden und ihrem Sport nicht mehr nachgehen konnten. Als Nationalspieler, Welt- oder Europameister, als Olympiasieger oder Rekordhalter zählten sie zu den gefeierten Idolen ihrer Zeit. Nur weil sie Juden waren, wurden sie im NS-Staat ausgegrenzt, entrechtet, zur Flucht gedrängt oder ermordet.
Bürgermeister Thomas Orlowski freute sich, dass die Ausstellung nach vielen Großstädten nun in Selm Station macht. „Der Campus mitten in Selm ist dafür optimal.“ Der Bürgermeister schlug dabei den Bogen zu einem Selmer Sportler, der in der NS-Zeit verfolgt wurde. „Erich Schild war in den 30er Jahren einer der schnellsten Sprinter Deutschlands und hätte sogar zu den olympischen Spielen fahren können. Nur weil er Jude war, blieb ihm das verwehrt.“ Die Ausstellung in Selm soll nun, vor allem vor dem Hintergrund des wiederkehrenden Antisemitismus, ein Zeichen für ein Miteinander sein.
Brücke in die Gegenwart
Dr. Henry Wahlig, Mitglied der DFB-Stiftung Deutsches Fußballmuseum gGmbH, hatte die Ausstellung seinerzeit mit entwickelt, hob die Bedeutung ebenfalls hervor. „Wichtig ist vor allem, dass wir die jüdischen Sportler nicht als Opfer sondern als erfolgreiche Sportler zeigen.“ Der Sport sei dabei der Türöffner für das wichtige Thema. „Wir haben zudem die Brücke in die Gegenwart geschlagen“, so Wahlig. Mit Sarah Poewe ist eine Sportlerin porträtiert, die erst lange nach dem Zweiten Weltkrieg aktiv gewesen ist. „Sie war die erste jüdische Athletin, die eine Medaille bei olympischen Spielen geholt hatte.“ 2004 in Athen hatte Poewe Bronze über 4 mal 100 Meter Lagen geholt.
Auf den lebensgroßen Präsentationen der Sportler ist ihre Geschichte jeweils beschrieben. Wer weitere Informationen haben möchte, der kommt über einen QR-Code auf eine Webseite. Bis zum 5. Oktober bleibt die Ausstellung auf dem Campus stehen. Die Ausstellung wurde eröffnet von FoKuS Selm und dem Kooperationspartner StadtSportVerband Selm, vertreten durch Michael Merten. Gefördert wird die Ausstellung durch die Kulturstiftung des DFB, dessen Vertreter Hans-Christian Olpen ebenfalls zur Ausstellungseröffnung vor Ort war. Sie ist auf Initiative der VHS im FoKuS Selm nach über zweijähriger Planungsphase nach Selm geholt worden. Umrahmt wird sie von weiteren Veranstaltungen, unter anderem einem Vortragsabend zu Erich Schild. Die VHS Selm bietet auch Führungen für Schulklassen und weitere Gruppen an. Anfragen dazu unter Tel. 02592/69680.